Kitzrettung

Wildtier-Schutz

Schützen heisst, vor der Mahd aktiv werden

Rehkitze werden in den ersten Lebenswochen von ihren Müttern oft im hohen Gras abgelegt. Dort sind die Kitze, die zunächst keinen Eigengeruch aufweisen, vor der Entdeckung durch Raubwild wie dem Fuchs gut geschützt.

Die Rehgeissen gehen auf Nahrungssuche und kommen zum Säugen ihres Nachwuchses regelmässig zurück. Allein aufgefundene Kitze sind demnach nicht verwaist. Sie dürfen nicht angefasst werden, weil der menschliche Geruch die Geissen abschreckt.

Abgelegte Rehkitze flüchten bei Gefahr nicht, sondern ducken sich regungslos ins hohe Gras. Diese in der Natur bewährte Überlebensstrategie ist in der heutigen Kulturlandschaft mit ihrer modernen, hoch technisierten Landwirtschaft fatal, weil während der Setzzeit der Geissen im Mai und Juni die Wiesen gemäht und die kleinen Rehe dabei oft übersehen werden.

Um den Mähtod von Rehkitzen zu minimieren, können Bäuerinnen und Bauern einiges tun

Die Wiesen sollten am Vorabend der eigentlichen Mahd angemäht werden. Eine solche Aktion wirkt auf Wildtiere als Abschreckungsmassnahme. Sie versetzt Rehgeissen in Alarmbereitschaft, so dass sie ihren Nachwuchs nachts aus den Wiesen herausholen und in Sicherheit bringen. Zur Abschreckung der Geissen vor Mähaktionen können in den Wiesen auch Tücher, Säcke, Warnblinker oder ähnliches aufgestellt sowie die Wiesen, mit Hilfe von Lautsprechern, beschallt oder z.B. mit Karbidsteinen chemisch verstänkert werden. Jägerinnen und Jäger nennen das eine Wiese verblenden.

Bei der anschliessenden Mahd muss folgendes beachtet werden

  • Grosse Parzellen in kleinere Mäheinheiten einteilen.
  • Parzellen von innen nach aussen mähen.
  • Bei Parzellen an Strassen, von der Strasse her in das Feld hinein mähen.
  • Bei Parzellen mit Waldanstoss, Richtung Wald mähen.
  • Beim Mähen vor der Maschine herlaufen.

Alle diese Massnahmen zur Rettung von Rehkitzen werden in der Regel in enger Zusammenarbeit zwischen Bäuerinnen und Bauern und den örtlichen Jagdgesellschaften durch­ge­führt. Es ist deshalb wichtig, dass die Jagdgesellschaften rechtzeitig über geplante Mahden informiert werden.

Wenn ein Rehkitz gefunden wird

Entdeckte Rehkitze sollten an einem Waldrand oder in einer Wiese abgelegt werden, die nicht gemäht wird. Man darf Kitze nicht mit blossen Händen berühren, weil die Rehgeissen ihre Jungen sonst verstossen könnten. Ein Büschel frisch gemähtes Gras oder Einweghandschuhe helfen, den menschlichen Geruch vom tierischen Nachwuchs fern zu halten. Gerettete Rehkitze können, je nach Situation, auch mit einem Harass oder ähnlichem vorübergehend zudeckt werden, um zu verhindern, dass sie zu ihren Ruheplätzen zurücklaufen. Die Abdeckung muss beschwert und zur Beruhigung der Kitze eventuell mit Pflanzenmaterial abgedunkelt werden. Die Stellen der gesicherten Kitze sind zu markieren. Befinden sie sich noch in der Wiese, sollten kleine Wiesenstücke darum herum stehen gelassen werden. Wenn die Gefahr vorüber ist, muss die Abdeckung unverzüglich entfernt werden. Die Geissen suchen ihren Nachwuchs später auf und führen ihn zu neuen Ruheplätzen.

Achtung: Wo ein Rehkitz gefunden wird, ist oft mit weiteren Kitzen zu rechnen. Deshalb ist es dann sinnvoll, die ganze Wiese vor dem Mähen gewissenhaft abzusuchen. Die örtlichen Jagdgesellschaften haben Erfahrung und helfen gerne dabei.

Tierleid verhindern

Seit Jahrzehnten wenden Jägerinnen und Jäger sehr viel Zeit und Kraft für die Verblendung von Wiesen (Wildtier-Abschreckungsmassnahme vor Mähaktionen) und für die Suche nach Rehkitzen in Wiesen auf, um diese jungen Geschöpfe vor der Mahd zu retten. Sie machen das gerne, weil ein vermähtes Kitz in jedem Fall einen schrecklichen Tod stirbt und, wenn es von der Mähmaschine zwar erfasst, aber nicht sofort getöt wird, furchtbar leidet. Es kommt immer wieder vor, dass ein vermähtes Rehkitz mit z.B. zerfetzten Läufen (Beinen) noch lebt. Ein Anblick, der nicht leicht zu ertragen ist, und eine Situation, die betroffen macht und die es zu verhindern gilt. Anzumerken ist noch, dass natürlich nicht nur der Rehwild-Nachwuchs, sondern dass auch Individuen anderer Wildtier-Arten und deren Junge durch die Intensivierung der Landwirtschaft zu Schaden kommen.

Rehkitz-Rettung mit Multikoptern

In den letzten Jahren hat sich eine neue technische Methode erfolgreich etabliert, die Kitzrettung mit Thermalkameras und Multikoptern aus der Luft. Auch Jagende haben sich bereits zu Multikopter-Pilotinnen und -Piloten ausbilden lassen und Jagdgesellschaften haben entsprechend ausgestattete Multikoper angeschaft, teilweise mit verdankenswerter Unterstützung der Gemeinden. Andere Jagdgesellschaften arbeiten mit dem Verein Rehkitzrettung.ch zusammen, bei dem Felder gemeldet werden können, die mit Multikoptern nach Rehkitzen abgesucht werden sollen.

Verein Rehkitzrettung.ch
Website mit Informationen und Eingabemöglichkeit für die An­mel­dung von Feldern für die Rehkitzsuche.

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